"Dem Meister ein Spiel" - Calderón, Die Einsiedler und Ihr Welttheater
Das Buch zur Ausstellung 2013 (Museum FRAM)
Impressum: Lic. phil. Detta Kälin
Herausgeber. Museum FRAM
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Seit 1924 wird in Einsiedeln das «Grosse Welttheater» aufgeführt Voller Begeisterung engagiert sich das ganze Dorf für dieses Grossereignis. Hunderte Personen wirken als Schauspieler, aber auch, weniger prominent, im Hintergrund, als Platzanweiser, als Hilfskräfte bei der Garderobe, bei der Schneiderei und Maske, bei den Samaritern, dem Absperrdienst und vielem mehr, das hinter der gewaltigen Organisation steckt. Das Publikum lässt sich mitreissen – betroffen, ergriffen, entsetzt.
Calderón verfasste sein «El gran teatro del mundo» um 1635 als ein «auto sacramental», ein Theaterstück, das speziell für das Fronleichnamsfest verfasst wurde. Ist diese über 380 Jahre alte Geschichte heute noch aktuell? Ja, lautet die Antwort, sogar hochaktuell. Denn was uns Calderón sagen wollte, ist, bei aller barocken Sprachakrobatik, zeitlos und gültig: Die Menschheit soll mit den Ressourcen der Natur, mit Wissen, Macht und Geld besonnen, sorgsam und die Menschenwürde achtend, umgehen. Masslosigkeit, Hochmut und Habgier führen zu Chaos und Ruin. Das «Grosse Welttheater» Calderóns trifft den Nerv des Menschseins – wie alle grossen Werke der Kunst. Aktueller also könnte Calderón nicht sein.